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Köln will gegen rücksichtslose Fahrradfahrer vorgehen – und viele lachen

Dieser Beitrag wurde am 26.09.2018 auf bento.de veröffentlicht.

Wer die neue Kampagne der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) sieht, der kann gar nicht anders, als sich zu fragen, wie diese Videos wohl entstanden sind. Mögliches Szenario: Da saß eine Runde zusammen. Die brainstormte darüber, was in einer erfolgreichen Videokampagne zur Fahrradmitnahme in der Straßenbahn auf keinen Fall fehlen darf – Fahrräder natürlich. Aber was wäre bestimmt sehr lustig? Sprechende Fahrräder. Nein, noch besser: Fahrräder, die Kölsch sprechen!

Wie auch immer der Entstehungsprozess ablief: Vor einer knappen Woche begannen die KVB damit, die Ergebnisse auf ihren Social Media Kanälen zu präsentieren. Drei Videos, in denen Fahrräder sprechen.

Die kurzen Clips sollen Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer dafür sensibilisieren, dass es nicht immer sinnvoll ist, sein Rad in der Straßenbahn mitzunehmen. Die Videos gefallen nicht jedem, in den Kommentarspalten wird heftig diskutiert.

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Eine junge Frau schiebt ihr mit Blumen verziertes Rad umständlich durch eine volle Straßenbahn. Mitten im Gang stellt sie es ab, setzt sich hin, wippt mit ihren – na klar – rosa High-Heels und beginnt sich die Fingernägel zu feilen, ohne auf ihr Fahrrad zu achten. Das beschwert sich (weil es ja sprechen kann) über seine Besitzerin und fällt schließlich mitten in der Bahn um.

"Wenn's die Sicherheit gefährdet, radel doch bitte!" steht in großen schwarzen Buchstaben am Ende des Videos.

"Mit den Clips wollen wir zum Nachdenken anregen: Wenn das Fahrrad dreckig ist oder nicht in die Bahn passt, sollte es draußen bleiben. Bewusst ironisch überspitzt und mit einem Augenzwinkern sollen die Videos diese Botschaft vermitteln", sagt KVB-Sprecher Matthias Pesch zu bento.

Dabei wolle man nicht alle Radfahrer an den Pranger stellen, erklärt Pesch weiter. Stattdessen wolle man auf Problemsituationen aufmerksam machen und alle Bahngäste "zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme" animieren.

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Sprechende Fahrräder? Rücksichtnahme? Respektlose Radfahrer? Themen, bei denen die Emotionen schnell überkochen.

Unter den Videos wird angeregt diskutiert: Da sind die Nutzer, die die KVB-Kampagne unterstützen und selbst genug von respektlosen Fahrrad-Mitnehmern haben.  

So kommentiert eine Nutzerin das Video bei Facebook:

Ein weiterer Facebook-User hat bereits die Hauptschuldigen ausfindig gemacht und schreibt:

Ihnen entgegen stellen sich zahlreiche Nutzer, die die Kampagne überzogen finden oder sich von den Clips angegriffen fühlen. 

Bei YouTube  kommentiert ein Nutzer:

Ein anderer User wundert sich:

Und eine Nutzerin will einfach nur wissen:

Welche Regeln gelten für die Mitnahme von Rädern in Kölner Bahnen?

Wer sein Fahrrad mitnehmen möchte, muss sich ein Fahrradticket für 2,90 Euro kaufen. Ausgenommen sind Fahrgäste mit speziellen Tickets wie einem Jahresabo oder Studententickets, die Fahrradnahme ist dann aber erst ab 19 Uhr erlaubt.

Ein "Anspruch auf Fahrradbeförderung" bestehe dennoch nicht, schreibt die KVB auf ihrer Internetseite . Sprich: Wenn kein Platz ist, ist kein Platz. 

Der Allgemeine-Deutsche-Fahrrad Club in Köln findet das Angebot der KVB nicht ausreichend.

Auch der ADFC hat von der KVB-Kampagne gehört und die Clips gesehen. Die KVB täten nicht genug, um das darin angesprochene Problem zu verhindern, sagt Christoph Schmidt, Sprecher des ADFC in Köln.

Es fehle an sicheren Abstellmöglichkeiten wie Fahrradboxen oder Parkhäusern, in denen Fahrgäste ihre Räder abstellen können.

In der Bahn seien nicht immer die Fahrgäste, die ihr Rad mitnehmen, das Problem: "Wir würden uns wünschen, dass die KVB zum Beispiel auch das Freihalten der Mehrzweckbereiche für Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder bewerben würde. Eine einseitige Stimmungsmache gegen Kunden mit Fahrrad kann jedoch nicht das Ziel sein", sagt Schmidt zu bento.

Immerhin hat die KVB ihr Ziel erreicht: Es wird diskutiert.

Und so rollen die sprechenden Fahrräder weiter durchs Internet, beschweren sich über ihre rücksichtslosen Besitzer und sorgen für Verwirrung.

Die Videos haben die KVB übrigens selbst konzipiert. "Das merkt man", schreibt ein YouTube-Nutzer.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.