Sanierung in KölnMülheimer Brücke soll einspurig werden

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Autos fahren über die Mülheimer Brücke

Die Mülheimer Brücke ist einspurig zu befahren.

Das Mobilitätsdezernat will eine Radspur je Fahrtrichtung auf der Rheinquerung einrichten. Die Sanierung soll Ende 2026 abgeschlossen sein.

Ende 2026 soll es geschafft sein. Dann wird die Mülheimer Brücke wieder in neuem Glanz erstrahlen – wenn die Sanierer Wort halten. Bis dahin kommen zwar noch harte Phasen auf alle zu, die den Rhein queren müssen. Beispielsweise im kommenden Jahr: Sieben Monate können dann die Stadtbahnen nicht über die nördlichste Rheinbrücke unter Kölner Regie fahren. Mit dem Auto geht es zu dieser Zeit nur noch aus dem Rechts- ins Linksrheinische. Doch es gibt ja eine Hoffnung: In drei Jahren wird der Verkehr wieder ungehindert rollen. Wirklich? Nein, wahrscheinlich nicht. Denn das Mobilitätsdezernat arbeitet gerade an einem Plan:   Die beiden äußeren von den insgesamt vier Autospuren sollen zu Radstreifen umgestaltet werden.

Die Stadtverwaltung bezieht sich bei dem Vorhaben auf den Verkehrsausschuss. In dem Gremium gab es bereits im Jahr 2016 dazu einen Antrag, gezeichnet von SPD, CDU, Grüne, Linke, Piraten und „Deine Freunde“. „Die Verwaltung wird beauftragt, die Brücke so auszugestalten, dass der Radverkehr zukünftig mit einfachen Mitteln sicher auf der heute jeweils rechten Fahrspur geführt werden kann“, ist darin zu lesen. Doch ganz unumstritten war der Antrag damals nicht. Zum einen gingen die Antragsteller davon aus, dass bis zum Ende der Sanierungsarbeiten an der Mülheimer Brücke die neue Leverkusener Brücke fertiggestellt sein und den Großteil des Lkw-Verkehrs aufnehmen werde. Weit gefehlt. Vollständig befahrbar wird die neue Leverkusener Brücke erst 2027 sein, mit rund drei Jahren Bauverzögerung. Und schon damals meldete die FDP große Bedenken an dem Konzept an. Auch seien weder Vertreter des Niehler Hafens, der IHK oder der Kölner Spediteure im Vorfeld gehört worden.

Die Sanierungsphase zeigt bereits, auf der Mülheimer Brücke reicht die Einspurigkeit.
Christoph Schmidt, ADFC

Nun will das Mobilitätsdezernat unter Dezernent Ascan Egerer den Antrag von einst wieder aufnehmen. „Hierzu soll es Anfang des Jahres 2024 erste Gespräche mit den politischen Gremien geben“, sagt ein Pressesprecher der Stadt. Nach Informationen der Rundschau   sind dann auch eine Reihe von „Fachgesprächen“ auf der Mülheimer Bücke geplant, unter anderem mit der Handwerkskammer.   Wobei Egerer und sein Team die Sanierungsphase bereits als erfolgreiche Testphase auf der Habenseite verbuchen. Denn schon während der Bauarbeiten wurde der Autoverkehr einspurig je Fahrtrichtung geführt.

Mülheimer Brücke: ADFC begrüßt Planungen

Für Christoph Schmidt vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Köln (ADFC) hat diese „Testphase“ bereits gezeigt, dass der Plan aufgeht. „Die Einspurigkeit auf der Mülheimer Brücke hat gereicht“, stellt er fest. Es sei zu keinen Verkehrsproblemen gekommen. Gerechtfertigt sieht er das Vorhaben auch, weil: „Die Mülheimer erfüllt lediglich eine lokale Verbindungsfunktion. Für den überregionalen Verkehr ist die Zoo- und Severinsbrücke vorhanden.“

Doch warum beinhaltet die Sanierung auch die Verbreiterung des eigentlichen Radweges auf der Mülheimer Brücke? Mit großem Aufwand werden die beiden Radwege jeweils an der nördlichen und südlichen Seite weiter ausgekragt, soweit es die Statik des Brückenbauwerks zulässt. So sollen auch die Engstellen an den Pylonen entschärft werden. Hätte die Stadt sich diese   zeit- und kostenaufwendigen Arbeiten nicht sparen können, wenn sie doch den Radweg auf die Fahrspuren verlegen will?

Ich sehe die Einspurigkeit kritisch, alleine schon wegen der Verkehrsmengen.
Roman Suthold, ADAC

„Damals wurde die Sanierungsplanung Hals über Kopf entschieden“, kritisiert Schmidt. Erst am Abend vor der entscheidenden Verkehrausschusssitzung habe es einen Ortstermin an der Brücke gegeben. „Wir vom ADFC haben schon da gesagt, dass der verbreiterte Radweg nicht ausreichen wird und der Radverkehr auf eine Fahrbahn verlegt werden muss. Alleine schon, weil viele Radpendlerrouten aus dem Rechtsrheinischen auf die Mülheimer Brücke führen.“

Mag die Mülheimer Brücke auch nur eine lokale Funktion haben, zumindest für Feuerwehr und Polizei ist sie aber eine wichtige Verbindungsstrecke. Steht nur noch eine Spur zur Verfügung, stecken Retter und Helfer dann nicht im Berufsverkehr fest? „Der Radweg muss so breit sein, dass ein Einsatzfahrzeug darüber fahren kann“, argumentiert Schmidt. Er betont auch, er erwartet aus Sicherheitsgründen eine „physische Trennung“ zwischen Radspur und Fahrbahn auf der Brücke.

Mülheimer Brücke: ADAC lehnt Pläne ab

So sehr der ADFC die Planung für die Mülheimer Brücke begrüßt, so sehr lehnt der Allgemeine Deutsche Autoclub (ADAC) sie ab. „Ich sehe das sehr kritisch“, sagt Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein. „Alleine schon wegen der Verkehrsmengen.“ Denn auf unabsehbare Zeit seien auch die weiteren Kölner Rheinquerungen eingeschränkt. Zudem zweifelt er an, dass   sich in der Baustellenphase der Verkehrs rund um die Mülheimer Brücke gut verteilt. „Am Wiener Platz zeigt sich mir ein anderes Bild.“

Suthold hegt den Verdacht, dass es sich bei der geplanten Maßnahme für die Mülheimer Brücke eher um eine ideologische, als um eine verkehrstechnische Vernunftsentscheidung handelt. Ein solches generelles ideologisches Vorgehen in der Kölner Verkehrspolitik macht er unter anderem auch an der Zoobrücke fest. Dort wurde angeblich zum Schutz der Radfahrer die Höchstgeschwindigkeit von 80 auf 50 Stundenkilometer gesenkt. „Doch im östlichen Brückenbereich, wo schon längst kein Radweg mehr neben der Fahrbahn entlang geführt wird, gilt nun auch 50“, sagt der Verkehrsexperte. Er habe das beim Mobilitätsdezernenten Ascan Egerer bereits angesprochen. Der habe zugesagt, die Situation auf der Zoobrücke nochmals zu prüfen.

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