Kölns größte Baulücke: Der Rhein zwischen Bastei und Rheinpark, Foto: Dörthe Boxberg

Von Rampen und Visionen

Für Fußgänger und Radfahrer soll eine neue ­Rheinbrücke gebaut werden. Irgendwann jedenfalls

Kölns größte Baulücke soll geschlossen werden. Eigentlich wollte der Rat im November den endgültigen Startschuss zur Planung einer neuen Rad- und Fußgängerbrücke zwischen dem Rheinpark und der Bastei geben — wann sie gebaut wird, steht jetzt aber noch nicht fest.

 

Schon Ende 2015 gab der Rat eine Machbarkeitsstudie für eine neue Brücke in Auftrag. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Der 350 Meter breite Rhein soll mit einer »Schrägseilbrücke« überquert werden. Die Brückenkonstruktion hängt an Stahlseilen, die an einem einzelnen schrägen Pylon neben der Fahrrinne befestigt werden. Zwei große Rampen sollen auf beiden Rheinseiten für barrierefreien Zugang zum zehn Meter breiten Geh- und Radweg sorgen. Der Bedarf dafür ist da. »Wir haben im Moment keine Brücke, die eine gute Rheinquerung für Radfahrer zulässt«, sagt Christoph Schmidt vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Doch der nun vorgestellte Entwurf ist ihm nicht visionär genug. Im Rechtsrheinischen endet die Brücke im Rheinpark — weitab von Straßen und Radrouten. »Hier müsste man eine Querung des Messegeländes möglich machen — etwa über eine Hochtrasse bis Kalk«, findet Schmidt. Lino Hammer, der für die Grünen im Verkehrsausschuss sitzt, findet, dass die Radfahrer das Messegelände durchqueren sollten: »Im Moment sperrt sich die Messe selbst gegen eine ebenerdige -Querung.«

 

Im Verkehrsausschuss begrüßten fast alle Parteien den Entwurf, lediglich FDP und Linke kritisierten Details. Angesichts von mindestens 35 Millionen Euro Baukosten ist jedoch beim zuständigen Amt für Brückenbau Skepsis eingekehrt. Dort schlägt man vor, die Planung der neuen Brücke zu verschieben, eine Forderung, der sich Mitte Oktober auch die Bezirksvertretung Innenstadt anschloss. Die vorgeschlagene Alternative ist, für 16 Millionen Euro die benachbarte Hohenzollernbrücke auf der Südseite, wo sich momentan Radfahrer und liebesschlössertolle Touristen drängeln, von vier auf acht Meter verbreitern. Das ist möglich, weil dort noch Fundamente im Wasser stehen, auf denen man einen breiteren Fuß- und Radweg bauen könnte. Einen Ausbau der Nordseite der Brücke, veranschlagt mit 14 Millionen, lehnt das Amt jedoch ab — zu teuer. Lino Hammer hat dafür kein Verständnis, er und die SPD fordern, alle Varianten gleichermaßen zu prüfen. »Ich fahre täglich über die Hohenzollernbrücke«, erzählt er. Dort fehle eine gute Radroute, auf der Südseite würden sich Radfahrer und Touristen weiter den Platz streitig machen, auf der Nordseite seien jetzt schon weniger Fußgänger unterwegs als Radfahrer.

 

Für letztere ist die Nordseite der Hohenzollernbrücke jedoch ebenfalls nicht ideal. Am Breslauer Platz existiert lediglich ein »Treppenaufgang mit Schiebehilfe«. Die Verwaltung wurde 2016 damit beauftragt, eine provisorische Rampe für den Radverkehr zu bauen. Doch im Juli teilte sie mit, vor 2019 sei mit einem Baubeginn nicht zu rechnen. Für Hammer, dessen Partei die Rampe mit auf den Weg brachte, ist es damit ohnehin nicht getan. Auch auf der rechten Rheinseite müsse die Hohenzollernbrücke besser ans Radwegnetz angebunden werden: »Wenn wir schon Geld in die Hand nehmen, sollten wir auch ordentlich planen.«