Eng und viel VerkehrVenloer Straße in Köln unter den zehn gefährlichsten Straßen Deutschlands

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Unübersichtlicher Straßenverkehr auf der Venloer Straße. Ein Krankenwagen fährt auf der Straße, eine Fahrradfahrerin und eine Fußgängerin kreuzen sich.

Die Venloer Straße in Köln Ehrenfeld kann vor allem für Radfahrer gefährlich sein.

In NRW belegt die Straße sogar den ersten Platz. Auch der erste Verkehrsversuch 2022 hat nicht zur Besserung beigetragen.

Als besonders sicher für Verkehrsteilnehmer galt die Venloer Straße in Ehrenfeld noch nie. Radfahrer, Autos, Fußgänger – es knubbelt sich auf engstem Raum. Ein Verkehrsversuch mit Tempo-20-Zone und aufgehobenen Fahrradschutzstreifen machte Ende 2022 die Situation nicht besser. Im Gegenteil, „chaotisch“ war eine oft genutzte Beschreibung für die Venloer.

Nun gibt es ein weiteres Attribut: Laut einer Erhebung der Versicherung Allianz Direct gehörte sie im Jahr 2022 zur Top Ten der „gefährlichsten Straßen“ Deutschlands. Im bundesweiten Ranking für das vergangene Jahr steht die Venloer Straße auf dem zehnten Platz. Laut Statistik passierten in Ehrenfeld 29 Unfälle mit leichten sowie vier Unfälle mit schweren Verletzungen. Andere Unfallarten wurden nicht berücksichtigt.

Köln: Venloer Straße eine der „zehn gefährlichsten“ Straßen Deutschlands

Die Venloer Straße ist die einzige Straße aus Nordrhein-Westfalen, die es in das Ranking geschafft hat. NRW-weit belegen die Plätze zwei bis sechs ebenfalls Kölner Straßen: Auf die Venloer folgen die Kalker Hauptstraße in Kalk mit 32 verletzungsträchtigen Unfällen, die A 3 in Höhe Mülheim (32), die Aachener Straße in Braunsfeld (28), die A 3 und A 4 im Bereich Merheim und Kalk (28) und die Aachener Straße in Lindenthal (28).

NRW sei 2022 das Bundesland mit den neuntmeisten Unfällen pro Kopf, so die Versicherung. Pro 1000 Einwohner krachte es 2,41 Mal. Ausgewertet wurden Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen und des Unfallatlas' des Statistischen Bundesamts. Platz eins der deutschlandweiten Statistik belegt die Kieler Straße in Hamburg-Altona. Hier wurden 48 Unfälle mit Leichtverletzten registriert und fünf mit Schwerverletzten.

Radfahrer im Kölner Straßenverkehr am häufigsten verletzt

In der Statistik der Kölner Polizei kommt die Venloer Straße sogar noch schlechter weg. Danach kam es 2022 allein auf dem Abschnitt zwischen Ehrenfeldgürtel und Innerer Kanalstraße zu 42 Unfällen mit 44 Verunglückten, dabei verletzten sich fünf Menschen schwer und 39 leicht. Betroffen waren 29 Radfahrer und zwei Fußgänger.

Damit war 2022 das dunkelste Jahr in der Bilanz seit 2019. Wobei auch 2020 negativ auffällt. Damals wurden 35 Unfälle mit 38 Verunglückten gezählt. Ein Mensch kam ums Leben. Die Radfahrer waren die Gruppe, die in den vergangenen vier Jahren (und wahrscheinlich auch davor) mit weitem Abstand am meisten von Verletzungen betroffen waren.

Verkehrsversuch vergangenes Jahr habe Situation verschlechtert

„Dass Köln in den vorderen Rängen mitspielt, liegt auch daran, dass wir eine Millionenstadt sind“, sagt Roman Suthold vom ADAC Nordrhein. Insofern seien die Zahlen insgesamt zu relativieren. Je mehr Verkehrsteilnehmer es gebe, desto höher sei eben auch die Unfallwahrscheinlichkeit. Auf der Venloer Straße komme hinzu, dass sich besonders viele Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger einen besonders engen Verkehrsraum teilen müssten. Der missglückte Verkehrsversuch vom vergangenen Jahr habe die Situation noch verschlimmert. Wie auf der Kalker Hauptstraße kreuze sich der Verkehr auf der Venloer Straße zudem sehr häufig. Auf der Aachener Straße sei die Straßenbahn in der Mitte eine Gefahrenquelle.

Laut Christoph Schmidt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Köln (ADFC) war die Unfallhäufigkeit auf der Venloer Straße schon vor der Einführung von Tempo 20 groß: „Es gab viel zu viel Verkehr, zu viele Verkehrsteilnehmende und viel zu wenig Raum.“ Durch die Tempo-20-Regelung habe sich in dieser Hinsicht nichts verbessert.

Doch mittlerweile nimmt er einen Wandel wahr. Kürzlich hat die Stadt auf der Venloer Straße einen neuen Verkehrsversuch gestartet. Dazu gehört vor allem eine Einbahnstraßenregelung zwischen der Piusstraße und dem Ehrenfeldgürtel für den Autoverkehr. Zum ersten Mal sei die Venloer Straße für Radfahrer nun angenehm zu nutzen, sagt Christoph Schmidt: „Jetzt ist sie teilweise tagsüber besser zu befahren als früher nachts.“

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